Donnerstag, 2. Mai bis Sonntag, 5. Mai 2013
Wir erinnern uns: Im letzten reisebezogenen Blogartikel Zeitausfall in Zitronien bin ich entspannt und ohne jegliches Ansinnen in Mahahual im fernen Osten Mexikos angelandet. Dort wollen wir jetzt nahtlos und wie immer tagesaktuell - mit knapp vier Monaten Verspätung - anknüpfen!
zwei Reisende mit Hund (innen) - so lässt sich Zentralamerika stilvoll abklappern |
Im Machos beziehe ich für "schlappe" 10 Dollar mal wieder ein Dormitorio (Schlafsaal) - man gewöhnt sich echt dran. Von den acht Betten Ist nur ein weiteres belegt. Ein zotteliger Franzose liegt da drin rum. Sein aberwitzig gestreiftes Beinkleid stimmt mich mopsfidel. Eine Unterhaltung mit ihm verläuft jedoch im Sande, denn er ist nur des spanischen mächtig und ich eigentlich nicht so richtig. Und eigentlich ist es mir auch gerade wumpe ...
... denn ich will eh los. Meine Kaldaunen schreien nach Viktualien (dt.: ich habe Knast!). Deshalb schreite ich aus - Ho-Ho! - zurück auf die Kurpromenade!
Mahahual - lekker Strandje! |
Irgendwie lande ich dann im kleinen "rustikalen" Restaurant Doña Mary. Ein Bretterverschlag mit Gesicht. Und mit Mary. Ich bestelle ein paar Tacos und die 79-jährige Mary fängt an in der Küche zu wühlen. Wortkarg kriege ich das Essen serviert. ¡Gracias! Natürlich bin ich der einzige Gast im Laden. Gut vierzig Stühle und nur einer ist besetzt - mit meinen Arschbacken.
Die Tacos, oder waren es Empanadas?, oder Burritos? - sie sind auf jeden Fall mal wieder erste Sojasahne. In den einfachsten Restaurants gibt es nun mal die beste Hausmannskost.
Aber mal sind die Tacos klein, mal sind sie groß, mal heißen sie dann Burritos. Mal sind sie aufgerollt, mal zusammengeklappt, mal heißen sie dann Empanadas. Und dann gibt es noch Enchiladas, Fajitas, Chimichangas, Flautas, Quesadillas, Tapas und Tostadas. Und alle diese sind im Endeffekt mit Gemüse, Käse und/oder Fleisch belegte Weizentortillas. Wer soll da noch durchsteigen?
Ich mache eine Notiz im Gehirn (bitte mit Robot-Voice lesen): Nicht versuchen da durchzusteigen! Klick! Immer einfach irgendwas bestellen! Klick! Eh alles lecker! Klick-Klick-Klick! Brrrrrzzzzz!
Mary setzt sich einfach zu mir an den Tisch und wir kommen ins Gespräch. Holprig, aber irgendwie geht's. Sie erzählt vom Restaurant und von sich und ich vom Essen und von mir. Noch ein Bier? Klaro. Und wie das früher war, als die dicken Hotelklötze noch nicht die Sicht auf den Strand zugeparkt haben und ihr Restaurant damit also quasi in erster Reihe stand.
Es ist schon seltsam mit den Fremdsprachen. Egal wieviel man kann, man schafft es meistens trotzdem alles zu sagen, was man rüberbringen will. Mit Händen und Füßen und Zeigen und Umschreibungen und ja, manchmal auch mit Wörterbüchern. Mein spanisch hakt und rumpelt zwar ganz schön kräftig, aber es macht Bohne.
Mary ist schon ziemlich witzig. Und plötzlich bölkt sie unangekündigt mit einer ungeahnten Lautstärke "RRRROOOOSSSSSSAAAAA!!!" Ich lach mich schlapp und da kommt auch schon Rosa angeschlappt: Noch so ein alter Drachen mit fettigem Shirt.
Da ist das Vögelchen! |
geht doch! Rosa - ich - Mary |
Rosa schnorrt sich Zigaretten bei mir und mag lieber Pizza als Empanadas. Wir palavern noch ein bisschen und als Rosa wieder draußen ist, rufe ich aus Spaß auch mal "RRRROOOOOSSSSAAAA!!!" Jetzt lacht sich Mary schlapp und sagt zu Rosa, dass ich auch mal "RRROOOSSSAAA" rufen wollte.
Auf dem Weg zurück ins "Hotel" treffe ich am Strand noch auf Dani, eine kiffende Tauchbasisbesitzerin aus Cozumel und wir reden noch bestimmt eine Stunde. So eine Tauchbasis zu besitzen, das wäre schon was ... Und dann noch im Lonely Planet drinstehen und du hast ausgesorgt.
Freitag, 3. Mai 2013
Am nächsten Morgen ist der Franzose verschwunden und ich wähne mich mal wieder allein im Schlafsaal. Das ist immer noch am besten. Doch ein Haufen herrenloser Klamotten liegt schon seit gestern bei einem der anderen Betten rum. Es stellt sich später heraus, dass der eine Küchenbengel hier auch nächtigt. Armes Schwein das. Ackern von früh bis spät und dann wohnt er auch noch so weit weg, dass er gleich über Nacht bleiben muss. Übel. Gestern war er wohl auf Heimaturlaub.
El Faro |
Mahahual Strand |
bei den Kiffern im Restaurante |
Auf der Suche nach einem Frühstück hangele ich mich bis zum anderen Ende des Dorfes - bis zum Faro (Leuchtturm). Ich bin erstaunt, denn diese Dinger brauchen heute nur noch 50 Watt Lampen um die Schiffe abzuschrecken.
Dani hatte mir gestern noch von einem Fischereiwettbewerb erzählt, aber ich konnte nichts entdecken. Also latsche ich einfach wieder zurück und setze mich zum Frühstücken in ein kleines Restaurant. Nachdem ich kurz mit den beiden Kellnern rumgescherze, wird mir gleich ein Joint angeboten. Meine Herren! "Ist euch das nicht ein bisschen früh zum kiffen?" "Nö, wir machen das ständig!" Aha ... Mir egal, ist ja euer Tag.
Irgendwann Nachmittags gehe ich nochmal ins Dorf - ich habe so einen Eisjieper. Im Dorfladen öffne ich frohen Mutes die Kühltruhe und finde dort drinnen ... ein Glas Schrauben und einen Trennjäger! Na Super. Kein Eis.
Auf dem Rückweg komme ich natürlich nochmal bei den kiffenden Kellnern vorbei und setze mich einfach zu ihnen in den Schatten. Sie wollen mir Maya beibringen, aber das einzige was hängen bleibt, ist "Duschkabin?" - das heißt "wohin gehst du?" 🙂
Mann badet Hund |
Käfer gibt's hier noch reichlich! |
mexikanischer Dorfladen |
Abends gehe ich ein bissel schnorcheln. Das Wasser ist so verdammt flach, dass man ständig wie ein Boot auf einer Sandbank hängen bleibt. Und auch der giftige Stone Fish ist dadurch nur eine handbreit unterm Kiel. Das war echt knapp, muss ich sagen.
Dann gab's noch zwei weiß-blaue Stachelrochen - echt enorm, was die für ein Tempo an den Tag legen können, wenn da so ein weißhäutiger Tourist um die Ecke geplanscht kommt! Wie ein geölter Blitz waren sie rubbel-die-Katz' einfach von der Leinwand verschwunden.
Eine Schlange, eine grüne Muräne, noch ein kleiner Stachelrochen und drei Feuerfische laufen mir noch über den Weg. Soviel sieht man selten beim schnorcheln.
"Willkommen in Mahahual - eine kleines Trinkerdorf mit einem Tauchproblem" |
Abends schlage ich mir in der Loncheria Primo noch den Bauch mit ... ääähh ... belegten Weizentortillas voll und die Einheimischen glotzen etwas verstört. Wahrscheinlich gehöre ich eher auf die Strandpromenade in ein teures Restaurant, anstatt hier auf den Plastikstuhl unterm plärrenden Fernseher mit Champions League oder so. Essen: wieder sehr gut.
Samstag, 4. Mai 2013
Sonnenaufgang um 6:30 |
Fisch im Machos - vom Feinsten |
Der Tag beginnt mit einem netten Waldbrand Richtung Inland. Das scheint hier normal zu sein. Der Besitzer vom Machos meint, dass das ständig passiert. Und als der Brand sich immer weiter ausbreitet und nun mindestens auf einer Strecke von zwei Kilometern Rauch aufsteigt, scheint hier trotzdem jeder der brenzligen Lage entspannt engegenzusehen.
Waldbrand |
Fischerhaus |
Strand weiter südlich |
Später finde ich sogar noch den Fischereiwettbewerb. Er ist also gar nicht am Freitag gewesen, sondern eben heute. Große Schwertfische sind die Hauptattraktion, aber auch kleinere werden stolz präsentiert.
Die Boote landen ständig am Steg an und dann werden die Fische rausgetragen. Nach einer kurzen Pause geht es dann gleich wieder mit affenzahn zurück auf See.
Schwertfische |
traurig |
stolzer Fang! |
Die Fische werden teilweise direkt nach dem Wiegen und Vermessen direkt auf dem Steg ausgenommen und entgrätet.
Es herrscht ein bisschen Jahrmarktatmo - mit Nutella-Crepes, Bier und Spielzeugverkäufern. Dieser Wettbewerb zieht wohl jeden hier an. Endlich ist mal was los im Kaff!
Schnappschuss! Fisch und Waldbrand |
zwei alte Sardinenfischer |
Später dann, in der Nacht klettere ich auf das Dach vom Machos um mir mal den Waldbrand besser anglotzen zu können. Am Horizont sieht man das Feuer leuchten, von dem am Tag nur der Qualm zu sehen war. Es ist ein ziemliches Schauspiel und die Tatsache, dass hier alle ganz locker daran vorbeisehen, macht daraus eine ziemlich surreal anmutende Szenerie.
Waldbrand nachts |
Sonntag, 5. Mai 2013
Ich dampfe ab. Dieser Ort gibt nicht so viel her, aber zum nichts tun ist er gut geeignet - auf nach Bacalar. Das liegt im Inland quasi auf gleicher Höhe wie Mahahual an einem riesigen See.
Mal sehen, auf was für Freaks man da wieder trifft.
Kirchensteuer gibt's hier nicht |
Nach ewigen Diskussionen und Nachfragereien, warum denn heute kein Bus fährt, teile ich mir ein Taxi mit ein paar Mexis, die bis runter an die Grenze wollen.