Bali, Teil 2

Montag, 5. November 2012

Amed

Per Schnellboot geht es zurück nach Bali. Wir landen in Amed und besorgen uns Flugs ein Moped für die restlichen zwei Wochen. Nach ein bisschen umgeräume passt mein Rucksack vorne vor den Sitz und der Mann auf dem Sozius hat Roats Rucksack auf. So geht es. So kann man zu zweit mit 30 Kilo Gepäck dieses Moped in den Tod quälen. Aber es wird sich noch zeigen, dass es doch deutlich Widerstandsfähiger ist als gedacht. Die Möhre hat was drauf!

Rückkehr nach Bali

Volle Kanne!

Wir checken erstmal in Bunutan in ein am Hang gelegenes Guesthouse ein. Luxus! Und auch auf der Terasse steht ein Bett. Genial, ich penne quasi zwei Nächte draußen. Das Wetter ist Hammer und die Mücken ... naja, bin irgendwie schon immun oder so ähnlich. Sie nerven mich nicht so sehr. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf. Es ist schon verrückt: auf all meinen kurzen Reisen habe ich mich mit Malariamitteln vollgepumt. Aber diesmal natürlich nicht, über Monate hält das keine Leber aus. Und nach hunderten von Mückenstichen ist noch nichts passiert. Keine Malaria, kein Denguefieber.

Schnitzwerk und Außenliege

Aussicht vom Guesthouse

Aussicht vom Guesthouse

Meine Erinnerung spielt mir Streiche. Ich war ja schonmal hier, vor 14 Jahren. Da war doch hier feinster, weißer Sandstrand, oder nicht? Mich deucht, dem war wohl doch nicht so und ich gebe mich geschlagen: Die verdammte Erinnerung ist falsch! Und die Realität ist schneller und holt mich immer wieder ein. Sogar der Strand ist jetzt schwarz und kieselig 🙂 Auf der Suche nach dem perfekten Strand, werden wir auf unserer gemeinsamen Reise noch ein paar herbe Realitätsschübe einstecken müssen. Bali ist nicht gerade für weißen Sand mit Palmen berühmt.

Aussicht vom Guesthaus - black sand

Gegen späten Nachmittag erspähen wir mit dem Ferngerät (Fernglas) nicht weit entfernt eine Menschenansammlung. Vorhin hatten wir einen kurzen Abstecher an diesen Ort des Geschehens gemacht und wir hatten jemand mit einem weißen Hahn gesehen. Da bahnt sich ein Hahnenkampf an! Sofort hin!

ein Kämpfer

der Kampf beginnt

Die Hähne bekommen jeweils ein scharfes Messer an eine Kralle gebunden, damit es auch ordentlich brutal zugehen kann. Sie werden gegenübergestellt und aufgeheizt mit Federnzupfen, Nackenhieben und anderen Gemeinheiten. Wetten werden abgeschlossen, es wird mit Geld gewedelt und irgendwie wissen die Wettkontrolleure, wer hier was auf wen geboten hat. Die ganze Prozedur ist völlig undurchsichtig für uns. Mit gespaltener Gefühlslage aber voller Neugier und Interesse schauen wir weiter zu.

Messer am Fuß

Die Kämpfe sind kurz. Die Hähne springen umeinander herum und wenn einer der beiden den Schwanz einzieht und sich davonmacht, werden sie einfach unter einen größeren Korb gesteckt und müssen dann den Kampf blutig beenden. Wenn ein Hahn ernsthaft verletzt wurde, ist der Kampf besiegelt und der Sieger auserkohren.

ein Siegertyp

Der Verlierer ist aber noch nicht tot. Aber seine Strafe folgt auf dem Fuße: Er wird zum Schlachten gebracht. Erst wird ihm bei lebendigem Leibe das Bein an dem das Messer ist, abgeschnitten und dann die besten Federn ausgerupft.

Bein und Rupfen

Erst danach bekommt er den Todesstoß. Er bekommt einen Herzstich unter dem Flügel hindurch. Dann wird er weiter gerupft und in kochendes Wasser getaucht. Danach lassen sich die letzten Federn ganz einfach entfernen. Der erste dieser Verlierer hat aber beim Eintauchen ins Wasser noch gelebt! Echt barbarisch! Ich habe noch ein Video von der ganzen Prozedur gedreht, aber das erspare ich euch hier mal lieber. Echt fies.

Herzstich

stolzer Beinesammler

Publikum

Am nächsten Abend ist am gleichen Ort wieder etwas los! Eine Gamelanprobe. Genial! Das ist für das westliche Ohr einfach nicht zu verstehen. Es wird mit Hämmern in Wahnsinnstempo auf Metallophonen herumgehämmert, Trommeln werden geschlagen, Gongs bedient und Flöten geflötet. Ein kleiner Junge ist auch dabei, spielt eines der Metallophone und hat sichtlich einen Riesenspaß dabei. Er ist schnell, und wir glauben auch, dass er ziemlich gut ist.

Mittwoch, 7. November 2012

Batur

Den Krater vom Baturvulkan habe ich noch in bester Erinnerung: Reisfelder, ein kleines Dorf und freundliche Menschen. Diese Erinnerung ist korrekt, aber die Realität natürlich auch: Die Reisfelder sind fast komplett verschwunden. Das Dorf ist deutlich größer geworden. Und hässlich. Und die Leute sind irgendwie total verbissen und grämig. Den Gang zum Vulkan hinauf sparen wir uns - er ist ständig wolkenverhangen.

auf zum Batur!

kleine Pause an einem Restaurant

der Krater vom Rand aus gesehen

am See

der neue Vulkan im alten Krater

Stattdessen besuchen wir die heißen Quellen. Wir plätschern mit den Einheimischen im warmen Wasser herum. Nebenan ist die Touristenversion: 150.000 Rupien für Liegestühle und gekühlte Getränke. Wir bleiben unter Anderesgleichen. Den inoffiziellen Touripreis von 10.000 Rupien können wir nicht bezahlen, denn wir haben fast gar kein Geld mitgebracht. Ein freundliches Lächeln und wir zahlen nur eine winzige Spende.

Heino auf balinerisch?

fiese Szenen nett gerahmt

Wir bleiben nur eine Nacht. Das hier ist nicht das, was wir gesucht haben. Das Moped schafft die enorme Steigung aus dem Krater heraus ohne mit dem Krümmer zu zucken. Wir dachten schon, einer müsste zu Fuß den Kraterrand erklimmen um den Motor zu entlasten. Wir staunen Luftfilter.

von außen sieht unsere Unterkunft ganz respektabel aus

unsere Nachbarn

ob der wohl aus dem Krater rauskommt?

Donnerstag, 8. November 2012

Pemuteran

Wir sind irgendwie unerfüllt und müssen wohl ans Meer zurück. Batur war echt mistig. Ich schlage Lovina Beach vor. Weißer, breiter Sandstrand, nette Leute - zumindest in meiner Erinnerung. Der Strand präsentiert sich zugebaut und teils verdreckt. Und schwarz ist er auch  noch. Ich aktiviere das medizinisch-technische Notfallhologramm und lasse sämtliche Erinnerungen löschen - sie sind ja sowieso falsch. Vorher flüstere ich Robert noch "Next Stop: Menjangan" ins Ohr.

so wiegt man hier noch

Wir fahren weiter. Weiter. Weiter. Es schlaucht und unsere verlängerten Rücken machen sich schmerzhaft bemerkbar. Über 120 km sind ja auch ziemlich weit zu zweit auf dem zweiräderigen KFZ - vom Batur bis ganz in den Nord-Westen von Bali. Auf dem Sozius ist es besonders schlimm. Die Sitzgelegenheit ist dort wirklich kaum beschaumstofft.

kleine Pause

Die Landschaft wird karg und kärger, die Hintern arg und ärger. Kurz vor Pemuteran zeigt sich endlich ein Guesthaus. Und was für eins! Mit Pool und schickem Garten für 20 Euro die Nacht. Hier lässt es sich wirklich aushalten. Obwohl, das Badezimmer ist schon ziemlich schrottreif.

im Pool

wieder schwarzer Sand

eine muslimische Hochzeit

rechts, da wohnen wir

Gartenanlage

Figuren

Figuren

Am nächsten Tag geht es per Boot nach Pulau Menjangan - die Hirschinsel. Dort kann man tauchen und schnorcheln.

im Boot

im Boot

Die Unterwasserwelt ist wirklich sehr beeindruckend.

Fischli und Koralli

tausende Fische

schwarz-gelb-weiß

mehr Fisch

Korallek

Bunti

unten ein Regenbogenfisch?

pausieren

Einer der Bootsleute war auch mit im Wasser und hat mir sogar einen kleinen Hai ab vom Riff gezeigt. Auf dem Foto war er leider nicht wirklich drauf, aber mit ein bisschen Fotobearbeitung habe ich ihn dann doch noch hervorholen können.

hier muss irgendwo der Hai drauf sein...

Da isser ja! Dem Informatikör ist nix zu schwör!

kleine Rote

schöne Korallen überall

aus der Nähe

der Schwarm!

Samstag, 10. November 2012

Kawah Ijen

Ein Franzosenpärchen in Sri Lanka - oder waren es deutsche in Indien? - hat mir empfohlen, den Kawah Ijen im Osten von Java zu erklimmen. Dort, im Vulkankrater, wird unter menschenverachtenden Bedingungen Schwefel abgebaut. Die Arbeiter brechen den Schwefel mit Eisenstangen in großen Brocken los und andere schleppen das Zeug dann den Berg runter. 70 bis 120 Kilo je Abstieg. Und was wird damit gemacht? Es wird für solche sinnvollen Dinge gebraucht wie z. B. Zucker weiß zu machen. Oh Mann. Wenn man ca. 15 Jahre einen dieser Jobs gemacht hat, ist man ein Wrack. Entweder die Lunge ist hinüber oder die Gelenke machen schlapp. Aber man verdient wohl ganz gut und deshalb ist das hier ein begehrter Job.

Hier ein kleine Doku über den Berg und die Arbeit dort oben:

Zuerst müssen wir natürlich per Fähre von Gilimanuk auf Bali nach Banyuwangi auf Java rüber. Das Moped wird an Bord geparkt und wir schleppen unser Gepäck auf das Personendeck. Dort gibt es Sitzgelegenheiten, eine Art Kiosk und laute Musik. Ohrenbetäubend laut. Warum beschwert sich keiner? Indonesier sind lärmresistent, das war uns langsam klar. Aber das hier ist nun wirklich sinnlos laut. Keinen scheint es zu stören und wir amüsieren uns darüber.

Fähre wird vollgepackt
auf der Fähre

Ist er das, der Berg des Schreckens?

Wir kommen in Banyuwangi an und gehen auf Gästehaussuche. In einem ziemlich runtergekommenen Etablissement finden wir Unterschlupf. Es muss mal ziemlich nobel gewesen sein, aber das ist wohl schon ein paar Jahrzehnte her. Nach einigem Rumgefahre mit dem Moped haben wir eine Tour zur Schwefelhölle gebucht. Wir kämpfen noch um ein bisschen Schlaf, denn um 1:00 Uhr morgens soll es losgehen. Wenn man Nachts oben ankommt, kann man noch die blauen Flammen sehen, denn an manchen Stellen brennt der Schwefel - ein ewiges Feuer.

Nach einer endlosen Fahrt per Auto und dann weiter per Jeep - wir nehmen noch einen der Schwefelschlepper mit hoch - geht es dann zu Fuß in der Dunkelheit bergauf. Roat schnauft wie eine abgetakelte Dampflok, ich denke schon über eine Not-Evakuierung nach. Es ist arschkalt und wird immer arschkälter. Mit unseren kurzen Hosen und magerer Oberbekleidung sind wir ziemlich underdressed hier. Auf dem Weg begegnen wir natürlich einigen weiteren Arbeitern. Die meisten sind in Badelatschen unterwegs, wir haben wenigstens einigermaßen festes Schuhwerk - meine flachen Chucks sind gerade so ausreichend.

Schwefelchen am Wegesrand

Endlich oben angekommen steigen wir schlotternd in den Krater hinab. Wenigstens ist es hier nicht mehr so windig.

ab in den Krater

eine unwirkliche Landschaft

blaue Flammen

das Gepäck ist reisefertig

Arbeitsplatz beim Schwefelbrechen

Arbeitsplatz: Hölle

Arbeitsplatz: Hölle

ein Schlepper

Als der Morgen anbricht, sind wir schon aus dem Krater heraus, denn eigentlich darf man dort wohl gar nicht hinein und die Polizei kontrolliert das wohl manchmal ab ca. 5 Uhr morgens. Der giftige Kratersee zeigt sich in einem herrlichen türkis.

bei Licht betrachtet

wir

noch ein Schlepper

Roat und Arbeiter

Ich und Arbeiter

rangezoomt

Die ganze Szenerie erinnert schwer an eine Star Trek Folge. Diese Folgen wo Kirk und Co. auf einen unwirtlichen Planeten runterbeamen und das eine, dem geneigten Zuschauer bisher völlig unbekannte, Besatzungsmitglied in den ersten zwei Minuten von einem seltsamen Energiewesen / Wolke / Pflanzenmonster zur Strecke gebracht wird.

der Kraterrand

am Kraterrand

Beim Abstieg zeigt sich die Gegend aber in einer ungeahnten Pracht. Die umliegenden Vulkane sind sowieso fotogener als jedes Hollywood Starlet.

beim Abstieg

beim Abstieg

beim Abstieg

mein Lieblingsfoto!

Auf halber Strecke darf ich mich mal als Schwefelträger versuchen und ich versage kläglich.

M. R.! (Mein Rücken!)

Arbeiter auf dem Weg nach oben

Auf der Rückfahrt will uns der Fahrer noch Kautschukplantagen und Dörfer zeigen. Wir winken ab, denn wir sind völlig übermüdet. Um 9:00 fallen wir ins Bett und kämpfen wieder um ein paar Stunden Schlaf. Wir wollen ja um 12:00 schon wieder rüber nach Bali ...

Der Fahrer will uns Zimtblätter zeigen und klettert mal eben den Baum rauf.

Rückfahrt

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