Adam’s Peak

Mittwoch, 15. bis Freitag, 17. August 2012

Der Zug von Ella nach Hatton - ich buchte erste Klasse. Erste Klasse ist wie bei uns zweite Klasse, nur mit mehr Beinfreiheit aber total speckiger und abgewrackter Bestuhlung. Der Wagen für die erste Klasse hängt immer hinten am Zug, da er von einem Panoramafenster abgeschlossen wird. Beste Sicht für zahlende Gäste. Fünf Euro und man kann fahren, soweit man will.

Panoramablick 1. Klasse
aus dem Panoramafenster

schöner Bahnhof

Auf der Fahrt stiegen immer mehr Leute zu, aber in der ersten Klasse ist kein Gedrängel. Es gibt nur soviele Tickets wie Sitzplätze da sind. In der zweite Klasse schien es aber anders abzugehen. Immer mehr Leute hingen draußen, bei den Türen, am Zug. Es war völlig überfüllt.

Zeugsverkäufer sind meistens aber ältere Leute

gewunken wird immer gerne

wenn zwei Züge nebeneinander stehenbleiben, dann wird auch schon mal ausgestiegen

Die Fahrt ging unter anderem über Haputale. Dort aus dem Fenster geschaut, war der Blick noch atemberaubender als aus dem Hilltop Guesthouse in Ella. Ich überlegte, einfach auszusteigen - was ich dann aber doch nicht tat. Das war wohl auch besser so, denn bei so einem Ausblick vergisst man irgendwann zu blinzeln. Die Augen schrumpeln zu Rosinen zusammen und es hilft nur noch eine Injektion mit Kochsalzlösung. *pieks*

In Hatton angekommen muss man noch ein bisschen Bus oder Tuk-Tuk fahren, um nach Dalhouse zu kommen. Dort ist der Peak, der Berg der Pilger, der Fordernde. Er heißt auch Siripadaya. Ich traf am Bahnhof in Hatton zwei Spanier, mit denen ich mir ein Tuk-Tuk teilte. Das war wirklich sinnig, denn die Strecke von 38km zog und zog sich. Mit dem Bus plus Umsteigen ist man locker zwei bis drei Stunden unterwegs. Die Spanier waren übrigens in der dritten Klasse mitgefahren: keine Sitzgelegenheiten, nur der blanke Boden. Dafür aber nicht so überfüllt. Muss ich mal ausprobieren.

Fanni, Marti, Icke

unterwegs nach Dalhouse

unterwegs nach Dalhouse

Dalhouse ist ein Kaff aus blechbedachten Hütten mit ein paar Hotels und Guesthouses. Hier ist wirklich der Hund verfrohren. Wenn der Bus hier ankommt, macht er auf dem Hacken kehrt und man bekommt den Eindruck, hier ist die Welt zuende. Auf dem Dorfplatz spielen die Kids und Jugendlichen Cricket, sonst ist hier nix.

Dorfplatz *gähn*

Adam's Peak... Ca. 3 Stunden Aufstieg, man startet Nachts gegen 3:00, wenn man oben pünklich zum Sonnenaufgang ankommen will. Zwei Kanadier haben erzählt, dass sie es am Vortag schonmal versucht haben, wurden aber durch Regen zum Aufgeben gezwungen.

Ich startete um 2:37 und war erst allein unterwegs. Das war eh mein Plan, ich wollte es langsam angehen und auch ein bisschen für mich sein. Es war noch trocken, aber nicht klar. Die Sterne waren nicht zu sehen. Da der Berg ziemlich hoch ist, sollte es klar sein, damit man nicht in den Wolken rumsteht und die Hand vor Augen nicht sieht. Aber das Wetter ändert sich schnell hier, wie ich am Vortag mitgekriegt hatte.

Das Wetter änderte sich wirklich schnell: gegen 2:38 begann es zu nieseln. Man traf auf andere Pilgertouristen. Ich glaube, die Spanier waren schlauer und sind gar nicht erst losgegangen. Der Regen wurde stärker - das wird schon, dachte ich mir. Er wurde stärker und stärker. Ich dachte immer noch: das wird schon! Der Regenschirm arbeitete auf hoher Drehzahl.

es plästert

Es ging über Treppen langsam aber sicher dem sehr steilen Teil des Aufstiegs entgegen, als gegen 3:20 plötzlich der Himmel völlig durchdrehte und es aus Kübeln schütten ließ. Ich stellte mich unter und zwei andere Deutsche kamen kurz nach mir dazu. Wir konnten uns aber nicht unterhalten, weil der Regen so einen Lärm auf dem Blechdach machte. "Where are you from?", "WHAT?", "WHERE ARE YOU FROM?", "GERMANY!", "GUT! DANN KÖNNEN WIR UNS JA AUF DEUTSCH WEITER ANSCHREIEN!"

Wir warteten, schweigend. Die beiden eine 3/4 Stunde, ich mindestens eine. Alleine war es dann ziemlich gruselig. Als ich ein Foto in den Regen abschoss, sah ich eine Gestalt vor mir im Licht des Kamerablitzes stehen! *Schauder* Schnell die Kopflampe angemacht. Puhhh, es war nur ein flacher, hoher Stein mit irgendeiner eingemeißelten Beschriftung. Wie ein Grabstein. Es war 4:30 oder so, als ich das Warten aufgab und auch den Rückzug antrat. Die Treppen hatten sich in der Zwischenzeit in Wasserfälle verwandelt - kaltes, klares Regenwasser. Die kleinen Wasserfälle am Wegesrand waren nun zu lärmenden Sturzbächen geworden und die Bäche zu reißenden Flüssen. Knöcheltiefe Pfützen, die man teilweise nicht umgehen konnte. Alles war in Bewegung.

Ein tiefschwarzes Schweineferkel verirrte sich in den Kegel meiner Kopflampe und flitzte davon - lustig. Zweihundert Meter weiter dann die Mutter. Schwarz und mittelgroß. Ich bekam natürlich Muffensausen und eine Truppe von zehn Franzosen schloss zu mir auf. Irgendwann sind wir zögernd an Mama Sau vorbeigegangen. Es waren keine Wildschweine, aber sehr domestiziert sahen die Teile auch nicht gerade aus.

Gegen 5:30 war ich wieder im Hotel. Die ganze Aktion war eigentlich eine Katastrophe, aber irgendwie hat es trotzdem Böcke gemacht. Die Leute vom Guesthouse haben am Vortag gemeint, man könne nie wissen. Keiner scheint hier das Wetter voraussagen zu können. Aber mich beschlich die Ahnung, dass man hier hingehalten wird, damit man länger in dem Dorf bleibt und mehr Geld hier lässt. Es waren auch ausschließlich Touristen unterwegs den Berg rauf. Keine Einheimischen. Vielleicht hat sich das mit der Pilgerei auch in den letzten Jahren erledigt, oder es wird nur in der Trockenzeit angegangen.

Rest Rooms? So nennt man doch kein Hotel 🙂

Meine Sachen - Hose, Socken, Schuhe, Longsleve - hängte ich draußen über die Brüstung zum trocknen. Gegen zehn bin ich dann wach geworden und musste feststellen, dass die kleinen Vögel, die am Vorabend noch so nett zwitschernd auf der Brüstung und unter dem Vordach rumgeflattert sind, sich auf meine Klamotten erleichtert hatten. Super!

Affen kletterten in den Bäumen herum und auch im Hotelbereich. Soll ich meine Schuhe lieber in Sicherheit bringen? Ich machte erstmal einen Spaziergang zum White House Guesthouse, dort gab es einen Cache zu heben. Blöderweise hat ein alter Mann, der dort angestellt ist, mir fast sofort verraten, wo der Cache ist.

Den Rest des Tages habe ich herrlich im Bett vertrödelt. Mein Handy hat keinen Empfang und Internet gibt es hier auch nicht. Außerdem ist mein Geld fast alle, also werde ich wohl morgen mit Dollars bezahlen müssen.

19:30 - Der Plan, den Berg heute Nacht nochmal in Angriff zu nehmen, löst sich gerade in einem Regenguss auf... Es schüttet, es kübelt, es eimert.

4:30 - Es gallert immer noch. Ein starker Wind hat sich hinzugesellt.

6:30 - Keine Veränderung. Was soll man hier? Das macht keinen Sinn. Der kleine Wasserfall in 1 km Entfernung, den ich vom Hotelfenster aus sehen kann, gibt alles. Er schwitzt sogar schon. Note to self: Einheimische auf Schwimmhäute überprüfen. Gleich mal raus aus den Federn und Sachen packen. Seltsamerweise trocknen hier die Klamotten deutlich schneller als in Deniyaya. Hat die Luftfeuchtigkeit wirklich einen so hohen Einfluss darauf?

8:00 - der Himmel reißt auf, ich muss nun doch noch hoch!

Baum mit Laterne eingebaut

um die Ecke

Toskana-Feeling

Der Aufstieg waren 3 mühsame Stunden. Irgendwann stand ich in den Wolken, die den Gipfel nun doch noch umhüllten. Das waren jetzt ungefähr 1000 Höhenmeter zu Fuß - stellt euch einfach mal vor, ihr geht zu Fuß ins dreihunderste Stockwerk. Oben angekommen gibt es nicht viel zu sehen. Über die Kuppe hat man quasi einen Tempelkomplex gestülpt, dort ist kein bisschen vom Originalgipfel mehr zu sehen. Zwei junge Almöhis, die nur alle zwei Wochen mal runtergehen wohnen in einer kärglichen Behausung und bieten überteuerten Tee an. Ein Heißgetränk - das war jetzt wirklich nötig.

das isser!

über allen Bergen

ab in die Wolken

Tempelanlage oben

Wer 1x oben war, darf einmal läuten. Beim 2. Mal 2x usw.

Auf dem Rückweg fing es - wie soll es auch anders sein - wieder mal an zu regnen. Und zwar richtig, diesmal auch noch mit Wind von der Seite. Klitschnass kam ich gegen 15:00 wieder im Hotel an.

Mit einem ungarisch-deutschen Pärchen aus Brüssel bin ich dann noch am gleichen Tag per Taxi nach Kandy gefahren.

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